Interview mit Michael Sieber, CKW-Gruppe

Interview mit Michael Sieber, CFO und Mitglied der Geschäftsleitung der CKW-Gruppe

Interview
Autor
IFBC Team
Datum
29/9/2022

Die CKW-Gruppe ist ein führender Schweizer Anbieter von integrierten Energie- und Gebäudetechniklösungen. Seit über 125 Jahren versorgt das Unternehmen seine mittlerweile über 200’000 Endkunden aus den Kantonen Luzern, Schwyz und Uri mit Strom. Hinzu kommen schweizweit Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Photovoltaik, E-Mobilität, Wärmetechnik, Elektro, IT & Communication, Security sowie Connectivity & Data Center. Die CKW-Gruppe beschäftigt über 2’100 Mitarbeitende. Im Geschäftsjahr 2020/21 erwirtschaftete CKW einen Umsatz von CHF 916 Mio. Mit 81 Prozent der Aktien ist die Axpo Holding AG Mehrheitsaktionärin von CKW. Im Jahr 2021 unterstützte IFBC die CKW-Gruppe bei der Entwicklung eines Kernkonzepts zur Weiterentwicklung der finanziellen Führung des Unternehmens.

Michael Sieber, CFO und Mitglied der Geschäftsleitung der CKW-Gruppe, gibt im nachfolgenden Interview Auskunft zum gemeinsamen Projekt mit IFBC.

Was waren die zentralen Beweggründe, die finanzielle Führung bei der CKW zu überarbeiten und ein neues Kernkonzept zu entwickeln?

Die Energiebranche befindet sich in einem tiefgreifenden, strukturellen Umbruch, der mit der Ukraine-Krise noch dynamischer und komplexer geworden ist. Die generellen Tendenzen hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung sowie die fortschreitende Digitalisierung widerspiegeln sich in neuen, sich laufend verändernden Kundenanforderungen, eröffnen neue Geschäftsfelder und bringen bislang unbekannte, neue Mitbewerber hervor. Schweizer Energieversorgungsunternehmen sind gezwungen, ihr Geschäftsmodell laufend anzupassen und weiterzuentwickeln, was auch neue Anforderungen an die finanzielle Führung mit sich bringt. Die Grundlagen für unser bisheriges finanzielles Steuerungskonzept wurden vor vielen Jahren gelegt und laufend weiterentwickelt. Doch gerade vor dem Hintergrund der strukturellen Veränderungen wollten wir bislang bewährte Abläufe grundlegend überdenken, um die CKW auch aus Sicht der finanziellen Führung in Zukunft weiterhin agil und zeitgemäss aufgestellt zu wissen. Die bevorstehende Migration auf SAP S/4 HANA innerhalb des gesamten Axpo Konzerns und die damit verbundene Etablierung einer einheitlichen ERP-Lösung boten uns hierbei die ideale Gelegenheit, um für CKW bereits vorgängig die wesentlichen konzeptionellen Fragen zu einer optimalen Ausgestaltung der finanziellen Führung zu klären.

Mit der Entwicklung des neuen Kernkonzepts wollten wir zudem ein gemeinsames und einheitliches Verständnis zwischen den Geschäftsbereichen in Bezug auf die finanzielle Führung etablieren. Eine Harmonisierung trägt wesentlich zur Vereinfachung sowie zur Erhöhung des Automatisierungsgrads der Abläufe bei.

Wie wurde das Projektvorgehen zur Entwicklung eines Kernkonzepts zusammen mit IFBC strukturiert?

Als Grundlage für die Entwicklung des neuen Kernkonzepts stand zu Beginn die Erfassung der IST-Situation im Vordergrund. Im Rahmen von Workshops mit den Controlling-Verantwortlichen und den Geschäftsbereichsleitern wurden darauf basierend die Anforderungen und Erwartungen an die zukünftige Ausgestaltung der finanziellen Führung bei der CKW geschärft. Die gewonnenen Erkenntnisse dienten als Grundlage zur Entwicklung von Financial Management Principles, die die wesentlichen Eckwerte der künftigen finanziellen Führung der CKW beschreiben. Nachdem die Geschäftsleitung diese Financial Management Principles genehmigt hatte, erfolgte die Konkretisierung dieser Grundsätze mittels entsprechender Arbeitspakete, die sowohl themen- als auch geschäftsbereichsübergreifend bearbeitet wurden. Die daraus resultierenden Ergebnisse wurden abschliessend in einem Kernkonzept zusammengefasst und der Geschäftsleitung zur Genehmigung präsentiert.

Welches sind die zentralen Aspekte des entwickelten Kernkonzepts?

Im Wesentlichen orientieren sich die zentralen Aspekte unseres Kernkonzepts entlang der definierten Financial Management Principles. Dabei galt es, spezifisch die regulatorischen Anforderungen zu berücksichtigen, die insbesondere das Verteilnetz sowie die Geschäftstätigkeit in der Grundversorgung betreffen. Zur Harmonisierung der finanziellen Führung innerhalb der CKW haben wir die bis anhin bereichsspezifischen Deckungsbeitragsrechnungen sowie die Steuerung von Kundenaufträgen und Projekten vereinheitlicht. Die daraus resultierende Etablierung einer gemeinsamen «Finanzsprache» widerspiegelt sich entsprechend in einem gemeinsamen Verständnis zur finanziellen und operativen Performancemessung sowie im neu konzipierten, integrierten Berichtswesen (Management Reporting) mit finanziellen und operativen Kennzahlen für die einzelnen Geschäftseinheiten. Ein weiterer zentraler Bestandteil des Kernkonzepts lag in der Ausgestaltung der Steuerung und Verrechnung von Overheadkosten.

Wo lagen bei der Erarbeitung des Kernkonzepts die wesentlichen Herausforderungen?

Das kritische Hinterfragen von langjährig bestehenden Abläufen war eine der zentralen Herausforderungen im Rahmen dieses Projekts. Die Projektmitarbeitenden mussten sich gedanklich von eingespielten und etablierten Prozessen lösen, um den Blick für neuartige konzeptionelle Ausgestaltungen im Sinne eines «Greenfield Approach» zu öffnen. Eine weitere wesentliche Herausforderung lag darin, den berechtigten Anforderungen des Business im Rahmen der Neukonzeptionierung der finanziellen Führung Rechnung zu tragen. Die Steuerung unterschiedlicher Geschäftsmodelle sowie regulierter Geschäftstätigkeiten und Marktaktivitäten galt es in einem Kernkonzept zu vereinen.

Welche Schritte sind nun unter Berücksichtigung des entwickelten Kernkonzepts geplant?

Aktuell beschäftigen wir uns im Rahmen des Projekts zur Etablierung einer einheitlichen ERP-Lösung basierend auf SAP S/4 HANA bereits intensiv mit der Konkretisierung und Umsetzung der definierten Vorgaben aus dem Kernkonzept. Im Rahmen dieses Projekts hat sich die Wichtigkeit der vorgelagerten Definition des finanziellen Steuerungskonzepts der CKW mehr als deutlich gezeigt. Unsere involvierten Mitarbeitenden verfügen aufgrund der Vorarbeiten über ein geschärftes Verständnis zu einer optimalen Ausgestaltung der finanziellen Führung und kennen die damit verbundenen Herausforderungen. Sie können dadurch zielgerichtet zur erfolgreichen Realisierung des ERP-Projekts beitragen. Systemgebundene Elemente des entwickelten Kernkonzepts werden im Rahmen des ERP-Projekts umgesetzt. Nicht systemabhängige Weiterentwicklungen werden wir in den nächsten Monaten sukzessive in Angriff nehmen.

Warum hat sich die CKW für IFBC als Partner entschieden?

Bei der Wahl von IFBC als Partner war die vertiefte Branchenkenntnis der IFBC einer der entscheidendsten Aspekte. Des Weiteren war für uns von zentraler Bedeutung, dass IFBC basierend auf der langjährigen und breit abgestützten Erfahrung in Bezug auf die Entwicklung und Etablierung finanzieller Führungskonzepte eine wertvolle externe Sichtweise miteinbringen konnte. Und schliesslich hat uns das flexible und agile Projektvorgehen der IFBC kombiniert mit einer hohen «Senior Attention» mit zwei erfahrenen Partnern im Projektteam überzeugt.

Michael Sieber ist studierter Betriebsökonom HWV/FH sowie dipl. Controller SIB und verfügt über einen Master of Advanced Studies in Corporate Finance. Seit 1. Februar 2020 amtet er als CFO der CKW-Gruppe und ist Mitglied der Geschäftsleitung. Zuvor war er während mehr als 15 Jahren in leitenden Finanzpositionen bei der Axpo tätig.

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