IFBC M&A – Rückblick 2021 & Ausblick 2022

Nachfolgend blicken wir auf ein aktives M&A-Jahr 2021 in der Schweiz zurück und wagen einen Ausblick auf die erwarteten M&A-Aktivitäten im Jahr 2022.

Report
Autor
IFBC Team
Datum
27/1/2022

Rückblick auf ein aktives Schweizer M&A-Jahr 2021

Im M&A-Jahr 2021 wurden deutlich mehr Transaktionen angekündigt als im Vorjahr

Nach dem pandemiebedingten Rückgang der M&A-Aktivitäten, insbesondere im zweiten Quartal 2020, stiegen in der Schweiz sowohl das beobachtbare Transaktionsvolumen wie auch die Anzahl angekündigter Transaktionen im Jahr 2021 wieder markant an.

Abbildung 1: Schweizer M&A-Aktivitäten 2020–2021

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Quelle: Refinitiv Eikon. Auf Basis M&A-Transaktionen mit Schweizer Zielunternehmen oder Schweizer Käufern nach Ankündigungsdatum (Stand: 3. Januar 2022).

Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Drei wesentliche Faktoren waren:

  1. Insgesamt gelang es den Unternehmen branchenübergreifend, die Unsicherheiten und Herausforderungen der COVID-19-Pandemie besser als noch im Jahr 2020 zu antizipieren und die entsprechenden strategischen und finanziellen Implikationen zielgerichtet miteinzubeziehen. Dies ebnete den Weg für die Realisierung aufgeschobener Transaktionen.
  2. Gleichzeitig konzentrieren sich Unternehmen in einem nach wie vor schwierigen Umfeld vermehrt auf ihre Kernkompetenzen («Profit from the core»), was entsprechende Desinvestitionen zur Folge hatte.
  3. Schliesslich haben die anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen die M&A-Aktivitäten zusätzlich unterstützt.

Healthcare, Technologie und Konsumgüter im Fokus

Wie erwartet, fiel die Intensität der M&A-Aktivitäten je nach Branche unterschiedlich aus. Drei Branchen sind uns 2021 besonders aufgefallen.

Die Branche Healthcare verzeichnete mit Abstand das grösste Transaktionsvolumen. Dieses ist unter anderem auf die einzigen beiden öffentlichen Übernahmen für in der Schweiz kotierte Unternehmen im Jahr 2021 zurückzuführen. Bei den beiden angekündigten Übernahmen handelte es sich um zwei Zielunternehmen aus dem Pharma-Subsektor, Cassiopea und Vifor Pharma. IFBC war bei beiden Transaktionen als unabhängiger Financial Advisor für die Erstellung der Fairness Opinion zuhanden der Zielgesellschaft mandatiert.

Neben Medikamenten sind aktuell insbesondere auch Gesundheitsdienstleistungen ein wichtiger Treiber von M&A-Aktivitäten in der Schweizer Healthcare-Branche. So verkaufte beispielsweise die Takeda Pharma AG im März 2021 ihr Schweizer Heimliefergeschäft an einen Schweizer Partner, um sich auf die Kernkompetenzen Entwicklung und Produktion zu fokussieren. IFBC begleitete die Transaktion als Financial Advisor der Takeda Pharma AG).

Die grösste Anzahl an Transaktionen wurde in der Technologie-Branche realisiert. Diese Branche profitiert davon, dass das Thema Digitalisierung bei nahezu allen Unternehmen auf der Agenda steht. Damit einhergehend ist die Fähigkeit, Geschäftsprozesse digital abzuwickeln, von höchster Bedeutung. In diesem Zusammenhang wurde beispielsweise das Unternehmen SwissSign von der Schweizerischen Post gekauft. SwissSign bietet innovative Lösungen im Bereich digitaler Identifikation, Zertifizierung und Signaturen. IFBC begleitete die Transaktion als Financial Advisor der Verkäufer.

Die Branche Konsumgüter und -services verzeichnete schliesslich sowohl die zweithöchste Anzahl an Transaktionen wie auch das zweithöchste Transaktionsvolumen. Oft handelte es sich dabei um Transaktionen zur Konsolidierung innerhalb eines spezifischen Subsektors. In diesem Kontext gaben die OFFIX Holding AG der schweizerischen PEG Papeteristen Einkaufsgenossenschaft und die zur internationalen MTH Retail Group Holding GmbH gehörende schweizerische Office World Holding AG im Januar 2021 bekannt, dass sie ihr Schweizer Geschäft in der neu gegründeten Office World Group AG bündeln. IFBC begleitete die OFFIX Holding AG als Financial Advisor bei dieser Transaktion.

Abbildung 2: M&A-Aktivitäten 2021 nach Branche der Zielunternehmen

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Quelle: Refinitiv Eikon. Auf Basis M&A-Transaktionen mit Schweizer Zielunternehmen oder Schweizer Käufern nach Ankündigungsdatum (Stand: 3. Januar 2022).

Auch Finanzinvestoren sind in der Schweiz weiterhin sehr aktive Marktteilnehmer. Insbesondere Private-Equity-Investoren verfügen über sehr hohe Summen an akkumuliertem «Dry Powder» und waren im vergangenen Jahr bestrebt, dieses Kapital einzusetzen. Sie fokussierten sich nicht nur auf gezielte Add-On-Akquisitionen und Investitionen zur Erweiterung ihres Portfolios, sondern verfolgten auch eine aktive Exit-Strategie zur Realisierung der Wertsteigerung.

Private-Equity-Investoren fokussierten Ihre Buy-Side-Aktivitäten im Jahr 2021 in der Schweiz insbesondere auf die Technologie Branche. Bei rund jeder Dritten Transaktion mit einem Schweizer Zielunternehmen handelte es sich um eine Transaktion in dieser Branche. Im Fokus standen insbesondere Unternehmen aus den Bereichen Software sowie IT-Beratung & -Dienstleistung. Weitere käuferseitige Fokusbranchen von Finanzinvestoren waren Healthcare sowie Financial Services. Bei Letzteren spielten Fintech-Unternehmen eine wichtige Rolle. In der Branche Healthcare lag der Fokus der Private-Equity-Investoren auf den Bereichen Biotechnologie sowie Medizintechnik. Insgesamt lässt sich somit erkennen, dass auch Finanzinvestoren insbesondere dem technologischen Wandel und der branchenübergreifenden Digitalisierung eine grosse Bedeutung beimessen.

Abbildung 3: Buy-Side M&A-Aktivitäten von Private-Equity-Investoren 2021 nach Branche der Zielunternehmen

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Quelle: Refinitiv Eikon. Auf Basis M&A-Transaktionen mit Schweizer Zielunternehmen nach Ankündigungsdatum (Stand: 3. Januar 2022).

Der Schweizer M&A-Markt war auch 2021 von Cross-Border-Transaktionen geprägt

Bei Transaktionen mit Schweizer Zielunternehmen stammten im Jahr 2021 rund 55% der Käufer aus dem Ausland. Europäische Käufer spielten dabei die wichtigste Rolle. Das Interesse an Schweizer Zielunternehmen spürten wir sowohl bei unseren Globalscope Partnern als auch bei unseren realisierten Transaktionen. So erwarb beispielsweise im November 2021 die Deutsche Vermögensberatung AG eine Mehrheitsbeteiligung an der Global Sana AG. Gemeinsam möchten die beiden Unternehmen zum führenden Anbieter von Allfinanzberatungsdienstleistungen in der Schweiz werden. IFBC begleitete die Aktionäre der Global Sana AG als Financial Advisor bei dieser Transaktion.

Schweizer Käufer fokussierten sich ebenfalls stark auf europäische Ziele. 41% der Zielunternehmen von Schweizer Käufern waren in Europa angesiedelt. Insgesamt hatten 63% der von Schweizer Käufern realisierten Transaktionen ein Unternehmen im Ausland zum Ziel.

Abbildung 4: M&A-Aktivitäten 2021 – Domizil von Zielunternehmen und Käufern

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Quelle: Refinitiv Eikon. Auf Basis M&A-Transaktionen mit Schweizer Zielunternehmen oder Schweizer Käufern nach Ankündigungsdatum (Stand: 3. Januar 2022).

Ausblick auf ein vielversprechendes Schweizer M&A-Jahr 2022

Im Jahr 2022 erwarten wir erneut eine hohe M&A-Aktivität

Trotz der anhaltenden COVID-19-Pandemie, die weiterhin global zu wirtschaftlicher Unsicherheit sowie branchenabhängigen Herausforderungen führt, sehen wir deutliche Anzeichen für eine anhaltend hohe M&A Aktivität. Insbesondere die Zuversicht hinsichtlich der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung und der konjunkturellen Lage (das KOF rechnet für 2022 mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes von 3.0% bis 3.4% in der Schweiz, der Europäischen Union, sowie den USA) dürften als wesentliche Stütze für eine hohe M&A-Aktivität dienen. Aus heutiger Sicht könnte diese Zuversicht allenfalls durch anhaltende globale Lieferengpässe, Materialknappheit sowie durch steigende Einkaufspreise etwas getrübt werden. Im Allgemeinen überwiegt jedoch der Optimismus.

Käufer und Verkäufer haben das Thema M&A aktiv auf der Agenda

Der strategische Fokus auf das Thema M&A dürfte sich verkäuferseitig und käuferseitig in folgenden Treibern begründen:

Verkäuferseitige Aspekte:

  • Viele Unternehmen sind im «New Normal» angekommen und können für das Jahr 2021 ein solides Geschäftsjahr präsentieren. Damit ist weiterhin mit der Realisierung von bislang aufgeschobenen Transaktionen zu rechnen.
  • Aufgrund der anhaltenden Herausforderungen im aktuellen Umfeld geraten weiterhin Firmen unter Druck, ihre Aktivitäten und Ressourcen strategisch zu fokussieren. Unternehmen analysieren deshalb vermehrt einzelne Geschäftsbereiche auf ihre Rentabilität sowie ihren strategischen Fit und nehmen entsprechende Desinvestitionen vor.
  • Gesellschaftliche Trends hin zu mehr Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit schlagen sich vermehrt in den M&A-Aktivitäten von Finanzinvestoren wie auch Unternehmen nieder. So veräussern Unternehmen vermehrt Geschäftsbereiche, welche nicht ökologisch oder nachhaltig sind, um ihr diesbezügliches Exposure zu verringern.
  • Die Konsolidierung in gewissen Branchen dürfte sich aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten beschleunigen.
  • Das generelle Bewertungsniveau könnte in Anbetracht der optimistischen Konjunktureinschätzung weiter steigen, wodurch Unternehmensverkäufe nach wie vor zu attraktiven Konditionen realisiert werden können. Steigende Zinsen könnten dies jedoch relativieren, weshalb allfälligen Zinserhöhungen entsprechende Beachtung zu schenken ist.

Käuferseitige Aspekte:

  • Viele Unternehmen, insbesondere Finanzinvestoren, verfügen nach wie vor über grosse Mengen finanzieller Mittel, welche sie zur Realisierung von Zukäufen nutzen möchten.
  • Durch die anhaltenden Herausforderungen der COVID-19-Pandemie bleiben organische Wachstumsmöglichkeiten limitiert. Unternehmen mit ausreichenden finanziellen Mitteln dürften deshalb weiterhin im Rahmen von Buy-and-Build-Strategien nach Wachstum streben und entsprechende Zukäufe realisieren.
  • Die COVID-19-Pandemie hat die Anfälligkeit der globalen Lieferketten deutlich gemacht, weshalb Käufer gezielt Akquisitionen zur Sicherung der eigenen Lieferketten prüfen dürften.
  • Die gesellschaftlichen Trends zu mehr Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit schlagen sich auch in den Akquisitionstätigkeiten von Finanzinvestoren wie auch Unternehmen nieder. So werden vermehrt Ziele ins Auge gefasst, die die Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen voranbringen.
  • Trotz angekündigten Anpassungen der Geldpolitik in den USA dürfte das Finanzierungsumfeld in der Schweiz auch im Jahr 2022 noch günstig bleiben und die Realisierung von Transaktionen unterstützen.
  • Der technologische Wandel ist nach wie vor in vollem Gange und wird viele Unternehmen auch 2022 beschäftigen. In diesem Kontext bieten sich neben Investitionen auch Akquisitionen zur Realisierung der digitalen Transformation an.

Auch im Jahr 2022 werden sich gewisse Branchen-Hotspots bilden

Auch im Jahr 2022 dürfte die Intensität der M&A-Aktivitäten in den einzelnen Branchen deutliche Unterschiede aufweisen. Der technologische Wandel wird auch 2022 bei nahezu allen Unternehmen auf der Agenda stehen. Technologie-Unternehmen profitieren davon und fokussieren sich vermehrt auf die Ausweitung ihrer Geschäftsmodelle in bislang traditionelle Branchen. Insbesondere kleine, innovative Technologie-Unternehmen dürften von etablierten Unternehmen gekauft werden, um deren Technologie breit einzusetzen, oder die technologische Transformation zu beschleunigen. Vor diesem Hintergrund rechnen wir auch für das aktuelle Jahr mit einer grossen Anzahl an Transaktionen in der Technologie-Branche.

Die M&A-Aktivitäten dürften auch in der Healthcare-Branche hoch bleiben. Treiber dieser erwarteten Entwicklung ist der, durch die COVID-19-Pandemie noch beschleunigte, Innovations- und Digitalisierungsdruck sowie die sich ändernden Ansprüche von Kunden und Patienten.

Die Konsumgüter und -services-Branche befindet sich aufgrund sich ändernder Kundenbedürfnisse in einem starken Wandel, dessen Notwendigkeit durch die COVID-19-Pandemie noch verstärkt wurde. Dies dürfte sich im Jahr 2022 noch ausgeprägter in M&A-Aktivitäten zeigen, da Unternehmen auch mittels Akquisitionen und Desinvestitionen versuchen, ihre Tätigkeiten auf die neuen Gegebenheiten auszurichten.

In diesem Sinne freuen wir uns auf ein spannendes M&A-Jahr 2022. Für einen Gedankenaustausch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

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