Potenziale im Schweizer M&A-Markt

In einem schwierigen weltpolitischen Umfeld könnten Private Equity und der Tech-Sektor dem Schweizer M&A-Markt 2025 in der zweiten Jahreshälfte positive Impulse verleihen

Foresight
Autor
IFBC Team
Datum
27/5/2025

Die von den USA verhängten Importzölle haben an den Finanzmärkten zu Schockwellen und Verwerfungen grösseren Ausmasses geführt und die Stimmung im M&A-Markt negativ beeinflusst. Der M&A Outlook 2025 war international und in der Schweiz von verschiedenen Akteuren als positiv eingestuft worden. Seit April 2025 ist aufgrund der andauernden geopolitischen Spannungen und der unberechenbaren Zollpolitik der USA für das Gesamtjahr 2025 die Unsicherheit weiter gestiegen. Gleichzeitig sehen wir jedoch im aktuell volatilen Umfeld die Möglichkeit für Strategen und PEs mit finanziellem Handlungsspielraum gezielt Chancen zu nutzen. Gerade bei einem verunsicherten Umfeld profitieren Unternehmen, die ihre finanzielle Flexibilität gezielt nutzen können. Im zweiten Halbjahr kann dies durchaus auch einen Impuls zur punktuellen Belebung des M&A-Marktes bedeuten.

Key Takeaways

  • Der M&A Outlook 2025 wird durch die unberechenbare Zollpolitik der USA überschattet und die Unsicherheit ist weiter gestiegen
  • Strategen und PEs mit finanziellem Handlungsspielraum fokussieren vermehrt auf wertsteigernde Massnahmen und können in diesem Umfeld Chancen nutzen
  • Technology Unternehmen mit stabilen Cashflows und positiven Wachstumsaussichten – insbesondere in Bereichen wie KI – werden vermehrt Ziel ausländischer Investoren
  • 90% des Schweizer Tech-Marktes sind Digital Services-Dienstleister und Software-Unternehmen – viele davon sind im Privatbesitz und aufgrund von IT-Kostensenkungen der Unternehmen unter Druck
  • PEs haben als Tech-Investoren in der Schweiz bislang sehr selektiv agiert, sind aber gut positioniert, wenn sich Verkäufer- und Käufererwartungen angleichen

Durch den Rückgang der Inflation und den wiederholten Zinssenkungen entfachte sich Ende 2024 im M&A-Markt eine positive Dynamik. Im Vergleich zu 2023 ist der globale Transaktionswert um 9% und die Anzahl Transaktionen um 1% gestiegen. Für die Schweiz beobachten wir 2024 gestützt auf eine solide wirtschaftliche Entwicklung eine beinahe gleichgebliebene Anzahl Transaktionen im Vergleich zum Vorjahr. Im Q1 2025 haben in der DACH-Region die Anzahl Transaktion nun deutlich abgenommen, wogegen die Deal Values angestiegen sind. IFBC ist gut ins Jahr 2025 gestartet und ist laut Mergermarket im Q1.2025 in der Schweiz die #3 bezüglich Swiss M&A Deal Value und #5 bei der Anzahl Transaktionen.

Betrachtet man die ersten fünf Monaten von 2025, so hat IFBC für die Verwaltungsräte von Cham Properties, Global Blue, Baloise Helvetia und Ypsomed unabhängige Fairness Opinions verfasst. Zudem waren wir Exklusiver Financial- und Buy-Side M&A-Advisor bei der Übernahme der Tiefkühl-Backmanufaktur Kern & Sammet durch IDAK sowie bei der Übernahme des Wellness-Bereichs des Parkresorts Rheinfelden von Invision durch RS Properties. Weiter agierten wir als exklusiver Financial- und Sell-Side M&A-Advisor des Gründers und Eigentümers Prof. Dr. Martin Janssen beim erfolgreichen Verkauf der Finfox (ESG-Fintech) an die CHAPTERS Group AG.

Aufgrund des potenziellen Zoll-Regimes der USA sind die Risiken bezüglich einer konjunkturellen Abkühlung gestiegen und die Unsicherheit im Markt gross. Mit Blick auf exportorientierte Industrieunternehmen in der Schweiz belasten die US-Importzölle, der starke Schweizer Franken sowie Herausforderungen bei der Beschaffung von Investitionsgütern deren Marktposition. Schwindende Margen und damit einhergehend eine Verschlechterung der Bonität führt zu finanziellen Herausforderungen. In diesem Umfeld nehmen solide finanzierte strategische Investoren ihren Handlungsspielraum wahr, indem sie mit Weitblick im Rahmen ihrer M&A-Strategie Zielunternehmen identifizieren und mit ihnen aktiv in den Dialog treten. Private Equity Firmen (PE) waren bislang robust und haben immer wieder gezeigt, dass sie strategisch in der Lage sind, mit vorhandenem «Dry Powder» und längeren Investment Horizonten von Marktchancen zu profitieren. Zumindest in der zweiten Hälfte 2025 ergibt sich daraus – vorbehaltlich der Preiserwartungen der Verkäufer – die Möglichkeit für eine punktuelle Belebung des M&A-Markets.

Die Technology Landscape in der Schweiz

Die M&A-Aktivitäten im Sektor Technology waren in der Schweiz die letzten Monate und insbesondere 2024 eher verhalten, weshalb wir diesen Markt vertieft analysiert haben, um potenzielle Chancen für fokussierte Käufer zu identifizieren.

Datengrundlage:Stichprobe von 365 Schweizer Mid-Market Tech-Unternehmen.

Gestützt auf die grossen Trends wie Cybersecurity, Cloud, SaaS, Data Analytics oder Künstliche Intelligenz hat der Technology Sector international bewiesen, dass er auch in makroökonmisch schwierigen Zeiten robust ist. Gleichzeitig führt das aktuelle Umfeld, welches auch die Schweizer Technology Unternehmen indirekt beeinflusst, zu einer Fokussierung auf Unternehmen, welche von den aktuellen Trends profitieren und auf neue Technologien setzen. Klassische IT-Dienstleister werden indirekt durch negative Entwicklungen bei ihren Kunden beeinflusst, beispielsweise aufgrund von Kosteneinsparungen. Entsprechend steht bei diesen Unternehmen weniger Wachstum als viel eher eine Konsolidierung und Transformation im Vordergrund. Auch hier sehen wir in der DACH Region nach wie vor Käufer im Markt.

Vor diesem Hintergrund erachten wir den Schweizer Technology Sektor – insbesondere auch das Umfeld mit Künstlicher Intelligenz in den Bereichen Industry / Application Specific Software sowie Cybersecurity Software – für strategische und Private Equity Investoren als sehr attraktiv. So sehen wir in der Schweiz nach wie vor viele Technology Unternehmen, die sich aktuell im Privatbesitz befinden. Auch haben PEs im Schweizer Markt als Tech-Investoren sehr selektiv agiert. In jüngster Vergangenheit beobachten wir ein verstärktes Interesse aus dem europäischen Umfeld an Schweizer Tech-Unternehmen. Entsprechend sollte in absehbarer Zeit auch käuferseitig wieder vermehrt Bewegung in die M&A-Aktivitäten in diesem Sektor kommen.

Digital Services-Dienstleister und Software-Unternehmen stellen weiter knapp 90% des Schweizer Tech-Marktes dar. Neben einem attraktiven Binnenmarkt machen stabile Cashflows, interessante Wachstumsaussichten (auch mit Blick auf das Ausland) diese Schweizer Tech-Unternehmen zu begehrten M&A-Zielen. Die fortschreitende Digitalisierung, skalierbare Softwarelösungen, eine zunehmende, durch internationale Investoren vorangetriebene Marktkonsolidierung und der Bedarf an innovativen Technologielösungen treiben die Transaktionen in diesem Sektor voran. Nicht selten geht dies mit einer Anpassung des Geschäftsmodells einher. So beobachten wir aktuell auch Unternehmen aus anderen Branchen, welche regelmässig Akquisitionen im Technology-Sektor prüfen. Aus alledem schliessen wir, dass der Tech-Sektor in der zweiten Jahreshälfte für Impulse sorgen könnte, sofern im reduzierten Bewertungsumfeld in Europa die Erwartungen von Verkäufern und Käufern in Übereinstimmung gebracht werden können.

Entsprechend haben auch die Private Equity Unternehmen in Europa die sich bietenden Chancen im Bereich «Künstliche Intelligenz und Machine Learning» gezielt genutzt, um ihre Position im Markt zu stärken und von den Herausforderungen der digitalen Transformation zu profitieren.

Auch die Schweiz bietet im Umfeld Künstliche Intelligenz interessante Opportunitäten, was unsere Erwartungen für 2025 stärkt.

Fazit
Der M&A Outlook 2025 wird durch die Zollpolitik der USA überschattet. Für 2025 erwarten wir aufgrund andauernder geopolitischer Spannungen, den fragilen Handelsbeziehungen mit den USA und daraus resultierenden Aussichten für die Realwirtschaft kurzfristig mehr Unsicherheit im M&A-Markt. Mit Blick auf das zweite Halbjahr gibt es aber auch Hinweise auf mögliche positive Impulse. So sind beispielsweise viele PEs gut positioniert, um Gelegenheiten gezielt zu nutzen und verfügen nach wie vor über sehr viel Dry Powder. Zudem dürften Carve-outs und Spin-offs, um sich in diesem Umfeld operativ zu optimieren, für Dynamik sorgen. Angetrieben durch die Digitalisierung und neuen Möglichkeiten mit Künstlicher Intelligenz können sich auch im Technology-Sektor vermehrt Chancen bieten – gerade im Schweizer Markt, welcher durch viele privat gehaltene Unternehmen geprägt ist, und bei ausländischen Investoren auf Interesse stösst. Dabei werden Unternehmen im Fokus stehen, welche den Einsatz neuer Technologien ermöglichen. Es wird sich in diesem Kontext jedoch zeigen müssen, ob sich mit der jüngsten Bewertungskorrektur in Europa eine Brücke hinsichtlich Preisvorstellungen zwischen Verkäufern und Käufern bilden lässt.

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