Interview mit Prof. Dr. Martin Janssen, CEO und Verwaltungsratspräsident der ECOFIN-Gruppe

Vorausschauende Nachfolgelösung für den Gründer und Unternehmer Prof. Dr. Martin Janssen

Autor
IFBC Team
Datum
4/12/2025

Innerhalb weniger Monate übergab Prof. Dr. Martin Janssen gleich zwei seiner erfolgreichen Unternehmensgründungen an neue Eigentümer: Finfox und ECOFIN Investment Consulting. Mit diesen Transaktionen hat der Gründer der ECOFIN-Gruppe die Nachfolge für einen Teil seines Lebenswerks vorausschauend geregelt und den Weg für die nächste Entwicklungsphase geebnet.

Im Mai 2025 übernahm die an der Frankfurter Börse kotierte CHAPTERS Group – über ihre Tochtergesellschaft CHAPTERS Software Switzerland GmbH – sämtliche Anteile an FINFOX Software and Technology AG und FINFOX Research and Consulting AG. Nur wenige Monate später, am 1. Oktober 2025, folgte der Verkauf der ECOFIN Investment Consulting AG an die Vaudoise. Mit der Integration von ECOFIN Investment Consulting in die Vaudoise stärkt die Versicherungsgruppe ihre Position als führende Anbieterin umfassender Beratungsleistungen für Vorsorgeeinrichtungen in der Schweiz und erweitert ihre Komplementärstrategie über das traditionelle Versicherungsgeschäft hinaus. Finfox wiederum profitiert unter dem neuen Eigentümer von einer langfristigen Wachstumsstrategie, die auf Innovation, Kundenorientierung und Skalierung setzt.

Beide Transaktionen wurden von IFBC als exklusivem Financial- und Sell-Side M&A-Advisor begleitet – von der strategischen Vorbereitung über Transaction Readiness und die Identifikation potenzieller Käufer bis hin zur Begleitung der Vertragsverhandlungen und der erfolgreichen Umsetzung der Transaktion.

Im Gespräch gibt Prof. Dr. Martin Janssen Einblick in seine Beweggründe, die Bedeutung einer vorausschauenden Nachfolgeplanung und die Rolle von IFBC in diesem Prozess.

Herr Janssen, Sie haben ECOFIN über Jahrzehnte aufgebaut – wie fühlt es sich an, Teile seines «Lebenswerks» in neue Hände zu legen?

Der Entscheid für den Verkauf war für mich ein bewegender Prozess. Dennoch blicke ich nach vorn – man muss sich trennen können.

Was sind Ihre Beweggründe für einen Verkauf gewesen?

Ein erster Grund war das Interesse von aussen. Wir wurden sowohl bei Finfox als auch bei ECOFIN Investment Consulting schon vor Jahren auf einen Verkauf angesprochen. Insbesondere bei Finfox erhielten wir fast alle zwei Wochen eine Interessenbekundung von möglichen Käufern. Der zweite Grund ist die Endlichkeit des Lebens. Jede Unternehmerin und jeder Unternehmer weiss, irgendwann ist es Zeit, die Firma abzugeben. Ein dritter Grund war ein neuer Fokus: Ich habe nun mehr Kapazität, mich auf Projekte im Umfeld von KI, Tokenisierung, Plattformen und Daten-Modellen zu fokussieren. Das sind die Themen, die mich derzeit antreiben. Wir haben immer noch etwa 10 Firmen, es geht für mich also weiter. Wir haben auch festgestellt, dass die ECOFIN-Gruppe seit dem Verkauf einen grossen Schritt in Richtung moderner Technologien gemacht hat. Das ist ein zusätzlicher positiver Aspekt.

Gab es während der Verkaufsprozesse Momente, in denen Sie den Schritt zum Verkauf hinterfragt haben?

Nein. Ist der Entscheid gefallen, rüttle ich nicht daran. Bedenken zu Käufer und Preis gehören dazu, aber am Ende muss man mit seinem Verkaufsentscheid konsequent sein. In solchen Situationen halte ich jeweils das Theaterstück «Biografie: Ein Spiel» von Max Frisch vor Augen. Das Stück untersucht die Frage: «Kann ein Mensch sein Leben wirklich ändern, wenn er noch einmal von vorn anfangen dürfte?». Und die Quintessenz ist: Selbst wenn man die Chance bekäme, alles neu zu inszenieren, würde man am Ende in den wichtigen Fällen wieder dieselben Entscheidungen treffen – weil die eigene Person und die Entscheidungen miteinander verwoben sind. Daher sollte man seine eigenen Entscheidungen, die man gut überlegt hat, gar nicht erst anzweifeln.

«Wir konnten voll und ganz auf die Kompetenz und Präsenz von IFBC vertrauen.»

In welchen Situationen war die Unterstützung von IFBC besonders hilfreich?

Auf zwei Ebenen: Einerseits sorgt IFBC für eine Abschirmung des Verkäufers gegenüber den Interessenten. Das ist sehr wichtig. So wurden wir nicht permanent belagert von potenziellen Käufern. Andererseits ist die Unterstützung bezüglich der Unternehmensfinanzen sehr wertvoll. Auch wenn wir hier gut aufgestellt und unsere Finanzen «up-to-date» waren, hat die Erfahrung von IFBC geholfen, die Vielzahl an Fragen, die aufkamen, rasch zu beantworten und schneller voranzukommen. Insbesondere im Detail, da ist IFBC stark. Wir konnten voll und ganz auf die Kompetenz und Präsenz von IFBC vertrauen.

Wie haben Sie sich für die Käufer von Finfox respektive ECOFIN Investment Consulting entschieden?

Als Ökonom weiss man, dass man sich nach dem Preis richten sollte – und doch standen Mitarbeiter und Kunden im Zentrum der Entscheidung. So kann der Zuschlag an den Bieter gehen, der nachhaltig entwickeln will, auch wenn sein Preis gegebenenfalls tiefer ist.

Was war Ihr grösstes Erfolgserlebnis in den beiden Transaktionen?

An sich ist ein gelungener Abschluss das Erfolgserlebnis. Darüber hinaus konnte eine erfolgreiche Einigung beim Kaufpreis erzielt werden, die auf unseren soliden und überzeugenden Begründungen basierte.

Hat Sie im Verkaufsprozess der beiden Unternehmen etwas besonders überrascht?

Teilweise lagen Angebote um Faktoren unter den Angeboten anderer Bieter. Auch das Kommunikationsverhalten mancher Interessenten irritierte. Gut, wenn ein glaubwürdiger Berater wie IFBC das abfedert.

Wie beurteilen Sie als Ökonom das M&A-Umfeld in der Schweiz?

Die M&A-Kultur ist hierzulande wenig ausgeprägt – bei ~600’000 Firmen gibt es nur einige Hundert Transaktionen pro Jahr. Nicht die Steuern bremsen, sondern die Informationssituation der Unternehmungen. Das sollte man ändern.

«Als Unternehmer muss man versuchen, die Welt zu verändern.»

Was raten Sie einer Unternehmerin oder einem Unternehmer bezüglich einer persönlichen Nachfolgelösung?

Wenn man eine Firma gründet, stehen die Ideen, die möglichen Kunden, die Mitarbeiter, die Finanzen im Vordergrund. Aber schon bald sollte man sich dem Faktum unterordnen, dass eine Firma rasch in einen verkaufbaren Zustand kommen sollte. Selbst wenn sie nie verkauft wird. Als Unternehmer muss man versuchen, die Welt zu verändern. Vielleicht ist es eine kleinere oder eine grössere Welt, aber die Idee muss da sein. Und diese Idee muss sich verselbständigen können und auch mit einem anderen Unternehmer überlebensfähig sein.

Prof. Dr. Martin Janssen ist CEO und Verwaltungsratspräsident der ECOFIN-Gruppe. Er lehrte über 40 Jahre lang Wirtschaft und Finanzen unter anderem an der Universität Zürich, der Universität St. Gallen, der Universität Rochester und der ETH. Der Ökonom äussert sich regelmässig als Finanzmarktexperte zu wirtschaftlichen Themen.

No items found.
No items found.

IFBC News