Schweizer Industrie: Finanzielle Resilienz im globalen Gegenwind

US-Zölle, starker Franken und volatile Märkte setzen insbesondere KMU unter Druck – und verlangen strategische Weichenstellungen, um auch in unsicheren Zeiten handlungsfähig zu bleiben.

Perspective
Autor
Dr. Thomas Vettiger
Datum
27/8/2025

Die angespannte geopolitische Situation ist zur neuen Weltordnung geworden. Seit dem 7. August 2025 gelten zudem US-Importzölle von bis zu 39 % auf ausgewählte Industriegüter. Für Schweizer Maschinenbauer, Automatisierungs- und Hightechunternehmen bedeutet das: Exportmargen werden empfindlich getroffen, während gleichzeitig der starke Franken Erlöse in den Zielmärkten weiter schmälert. Hinzu kommen eine schwächere Nachfrage aus der EU, hohe Energiepreise und eine Verschlechterung der Bonität bei vielen KMU. Banken reagieren mit restriktiveren Kreditvergaben und steigenden Kreditkonditionen, was die Spielräume für Investitionen zusätzlich verengt.

Key Takeaways

  • Liquidität unter Druck: Margenrückgang und längere Zahlungsziele der Kunden erhöhen den Kapitalbedarf.
  • Kreditvergabe strenger: Banken prüfen Bonität und Covenants kritischer – vor allem bei exportorientierten Unternehmen.
  • Investitionsstau droht: Unsicherheit bremst Projekte in Automatisierung, Digitalisierung und Energiewende.
  • Private Kapitalquellen gewinnen an Bedeutung: Neben Bankfinanzierungen werden Private Debt, Sale-and-Lease-Back und strategische Partnerschaften relevanter.
  • Gezielte Vorbereitung ist entscheidend: Wer Finanzierungsalternativen prüft und Sicherheiten optimiert, kann Chancen in volatilen Märkten nutzen.

Belastungsfaktoren für Schweizer Industrie

Die aktuelle Lage der Schweizer Industrie ist geprägt von mehreren gleichzeitigen Belastungen. Die Einführung hoher US-Zölle und die anhaltende Frankenstärke mindern die Exportmargen und reduzieren die verfügbaren Mittel für Investitionen. Geopolitische Spannungen sorgen für Unsicherheit in Lieferketten und Rohstoffmärkten, was die Kalkulation komplexer Projekte erschwert. Gleichzeitig belasten hohe Energiepreise die Kostenbasis und verkleinern den Spielraum für Innovation. Trotz Zinssenkungen bleiben viele Kreditgeber vorsichtig und verlangen Risikoaufschläge, insbesondere bei stark exportorientierten Unternehmen. Für kapitalintensive Branchen wie Maschinenbau, Automatisierung und Energietechnik bedeutet das eine spürbare Einschränkung ihres Handlungsspielraums.

Widerstandsfähigkeit durch finanzielle Führungskompetenz

  1. Rechtzeitige Szenarioplanung: Markt-, Währungs- und Zinsentwicklungen simulieren, um auf Veränderungen reagieren zu können.
  2. Alternative Kapitalquellen nutzen: Private Debt, Asset-Based Lending oder Vendor Loans als Ergänzung zu Bankkrediten prüfen.
  3. Liquiditätsmanagement schärfen: Working Capital optimieren und Factoring gezielt einsetzen.
  4. Fördermittel effektiv nutzen: Programme für Digitalisierung, Energieeffizienz und Transformation ausschöpfen.
  5. Investitionen priorisieren: Projekte mit hohem ROI vorziehen, andere zeitlich strecken.

Fazit
Für die Schweizer Industrie und insbesondere KMU’s markiert dieses Jahr eine Phase der Weichenstellung. Nicht nur technologische Kompetenz, sondern vor allem strategische Finanz- und Unternehmensführung entscheidet darüber, wer in einem von Zöllen, geopolitischen Risiken und Margendruck geprägten Umfeld bestehen kann. Unternehmen, die ihre Kapitalstruktur flexibel halten, auf alternative Finanzierungswege setzen und Investitionen gezielt priorisieren, bleiben auch im globalen Gegenwind handlungsfähig – und können im richtigen Moment in Zukunftstechnologien wie Automatisierung, KI sowie nachhaltige Produktion und vorausschauende Akquisitionen investieren.

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